Eine neue Bratsche nach Maggini

Was beim Bau von Spitzeninstrumenten beachtet werden muss.

 

 "Meine Lieblingsbratschen sind die von Gasparo da Salo und Maggini. Was bei diesen Instrumenten sofort auffällt, ist die hohe, sehr volle Wölbung - wie ein aufgeblasener Ballon. Eine solche Wölbung ist sehr steif und unbeweglich. Damit das Instrument trotzdem funktioniert, muss ich durch flexibles Holz einen Ausgleich schaffen. Dieser Punkt wird leider oft unterschätzt!

Eine solch extreme Wölbung darf man nie einfach nur kopieren. Zuerst muss immer die Überlegung stehen: Was an dieser Wölbung war die Idee des Erbauers, wo hat sich im Laufe der Jahre das Material verzogen? Und ganz wichtig: Die wenigen Elemente, die für Flexibilität sorgen, muss ich besonders gut herausarbeiten.

Genauso wenig kann ich die Dicke von Decke und Boden einfach übernehmen. So muss z.B. eng gewachsenes Holz immer dünner sein, als Holz mit weit auseinanderstehenden Jahresringen. Auch darf eine steife Wölbung wie diese nie zu stark im Holz sein.

Um die richtige Stärke zu finden habe ich immer am liebsten nach traditionellen Methoden gearbeitet: Ich klopfe das Holz an bestimmten Stellen an, bis ich einen ganz bestimmten, resonanten Ton höre. Durch Biegen und Drücken teste ich gleichzeitig, ob das Holz fest genug ist, um dem Saitendruck standzuhalten.

Bei der Bratsche kommt noch ein oft vergessenes Element hinzu: Die Saitenlänge - und damit die Saitenspannung - variiert. Im Idealfall wird die Saitenlänge schon bei der Wahl des Holzes berücksichtigt. Ein durchdachter Corpus ist die Grundlage für ein profesionelles Instrument, aber der Abstimmungsprozess ist mit dem Bau der Bratsche noch keinesfalls beendet.

Beim fertigen Instrument habe ich wieder Abstimmungsmöglichkeiten: Wie viel Druck von Steg und Saiten braucht das Instrument, wie viel Gegendruck von unten durch den Stimmstock muss dem entgegen stehen? Vergessen werden oft Details wie Untersattel oder Henkelsaite"

Viele Musiker möchten wissen, wie guter Geigenklang entsteht. Deshalb haben wir das Buch "Geheimnisse aus der Geigenbauwerkstatt" geschrieben. Ähnlich wie hier beschreiben wir in diesem Buch, was bei den unterschiedlichen Modellen zu beachten ist.